Vermeidung von Infektionen bei der Behandlung von chronischen Wunden: Der richtige Verbandwechsel

Als chronische Wunden werden solche bezeichnet, die nicht den üblichen, zeitgerechten Heilungsverlauf durchlaufen.1 Etwa 2–6 % der Weltbevölkerung erkranken an chronischen Wunden.2 Ein gutes Hygienemanagement sowie eine umfassende Wunddokumentation sind grundlegende Bausteine bei der Behandlung chronischer Wunden. Ein aseptischer Verbandwechsel ist wichtig, um Kreuzkontamination und Keimübertragung zu vermeiden.3 Im Folgenden eine Anleitung, wie Patient*innen, deren Angehörige und medizinische Fachkräfte sich schützen können.

Hinweis

Ein effektives Wundmanagement kann zu besseren Genesungsraten, weniger Antibiotikaverschreibungen, mehr Lebensqualität und Wohlbefinden der Patient*innen sowie zu erheblichen Kosteneinsparungen beitragen.4

Vorbereitungen für den Verbandwechsel

Bei jedem Verbandwechsel sind die folgenden grundlegenden Empfehlungen zu beachten:

  • Patient*in über den bevorstehenden Verbandwechsel informieren. Vor Beginn des Verbandwechsels Schmerzmittel in Erwägung ziehen.
  • Gegebenenfalls persönliche Schutzausrüstung wie Kittel, Gesichtsmaske und Schutzbrille verwenden.
  • Einen sauberen, flachen und nicht porösen Arbeitsbereich für die Ausrüstung desinfizieren.
  • Alle erforderlichen Materialien bereitlegen. Steriles Material von Patient*in fernhalten und unsteriles Material in der Nähe platzieren.
  • Unnötige Störungen, z. B. durch unbeteiligte Personen, vermeiden. Fenster und Türen schließen, um Kreuzkontaminationen zu vermeiden.
  • Bequeme Patientenlage gewährleisten und dafür sorgen, dass die Wunde gut zugänglich ist und gute Lichtverhältnisse herrschen.

Bei der Desinfektion der Hände die folgenden Schritte beachten4. Der gesamte Vorgang dauert 20–30 Sekunden.

Hinweis

Patient*innen mit nicht infizierten Wunden sollten priorisiert behandelt werden, bevor Patientinnen mit infizierten Wunden versorgt werden.

Aseptischer Verbandwechsel

Vor jedem Verbandwechsel sind die Begleiterkrankungen, die Wunde, die Haut und die Umgebung des*der Patient*in zu beurteilen, um Faktoren zu identifizieren, die die Wundheilung beeinträchtigen könnten. Eine umfassende Beurteilung dieser Faktoren gibt Aufschluss darüber, ob Änderungen am Wundversorgungsplan erforderlich sind. Abhängig von der verwendeten Methode (sauber oder steril) müssen beim Verbandwechsel die folgenden Schritte befolgt werden:

Bei der sterilen Methode sterile Reinigungslösungen, sterile Wundverbandpäckchen und sterile Handschuhe verwenden.

  • Oberfläche und Hände desinfizieren.
  • Den aktuellen Wundverband vorsichtig mit unsterilen Handschuhen entfernen.
  • Handschuhe ausziehen und Hände desinfizieren.
  • Den geeigneten Verband (unsteril oder steril) auswählen und öffnen und unsterile oder sterile Handschuhe (falls erforderlich) anziehen.
  • Wunde und Wundbereich reinigen. Aseptische Wunden von innen nach außen und septische Wunden von außen nach innen reinigen.
  • Handschuhe entsorgen und Hände desinfizieren.
  • Eine vollständige, ganzheitliche Wundbeurteilung durchführen.
  • Wenn die Wundbeurteilung ergibt, dass ein Débridement erforderlich ist, neue Handschuhe anziehen, um das gesamte abgestorbene und nekrotische Gewebe zu entfernen und eine optimale Wundumgebung zu schaffen. Die Wunde erneut reinigen, um verbleibende Beläge zu entfernen.
  • Handschuhe ausziehen, Hände desinfizieren und neue Handschuhe anziehen.
  • Falls erforderlich, Schutz auf die Wundränder auftragen.
  • Den vorgeschriebenen Verband gemäß der Wundbewertung und den Anweisungen des Herstellers anlegen.
Hinweis

Die Verpackung des Verbandmaterials kann als steriler Aufbewahrungsort verwendet werden.

Verbandwechsel abschließen

  • Infektiöse Abfälle und scharfe Gegenstände fachgerecht entsorgen.
  • Die Beurteilung der Wunde (einschließlich Farbe, Geruch, Exsudat usw.), die Messungen und die durchgeführten Maßnahmen dokumentieren.
  • Abschließende Reinigung und Desinfektion der Hände durchführen.

Erkennung infizierter Wunden

Gemäß dem Kontinuum der Wundinfektion (ein Rahmenwerk zur Veranschaulichung der Auswirkungen von Mikroorganismen auf ein*e Wirt*in, die Wunde und die Wundheilung) durchläuft eine Wunde verschiedene Stadien, bevor sie als infizierte Wunde eingestuft wird3:

Kontaminierte Wunde
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Mikrobielle Organismen sind nachweisbar, vermehren sich aber nicht und rufen keine Wirtsreaktion hervor.

Kolonisierte Wunde
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Mikrobielle Organismen vermehren sich, rufen aber keine signifikante Wirtsreaktion hervor.

Lokale Infektion
Illustration einer lokalen Infektion.

Mikrobielle Organismen vermehren sich und rufen eine Wirtsreaktion hervor, die oft mit einer verzögerten Wundheilung einhergeht.

Subtile Zeichen einer lokalen Infektion:
  • vermehrtes Gefäßgewebe (Hypergranulation)
  • blutende, spröde Granulation
  • Epithelbrücken und Taschenbildung im Granulationsgewebe
  • vermehrtes Exsudat
  • verzögerte Wundheilung
Klassische Zeichen einer lokalen Infektion:
  • oberflächliche Rötung (Erythem)
  • lokales Wärmegefühl
  • Schwellung
  • Zerfall und Vergrößerung der Wunde
  • neue oder zunehmende Schmerzen
  • zunehmender schlechter Geruch

Die oben genannten Symptome können bei Personen mit geschwächtem Immunsystem und/oder schlechter Durchblutung verdeckt sein.

Ausbreitung der Infektion
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Infektionserreger breiten sich von der Wunde in das umliegende Gewebe aus. Anzeichen einer sich ausbreitenden Infektion sind:

  • ausbreitende Verhärtung
  • ausbreitendes Erythem
  • Lymphangitis
  • Krepitation
  • Wundzerfall/Dehiszenz mit oder ohne Satellitenläsionen
  • Entzündung, Lymphknotenschwellung
Systemische Infektion
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Infektionserreger breiten sich über das Lymph- oder Gefäßsystem aus und lösen eine systemische Reaktion aus, die zu Sepsis und Organdysfunktion führt. Eine systemische Infektion kann Folgendes verursachen:

  • Unwohlsein
  • Lethargie oder unspezifische allgemeine Verschlechterung
  • Appetitverlust
  • Fieber
  • schwere Sepsis
  • septischer Schock
  • Organversagen
  • Tod

Bei Verdacht auf sich ausbreitende und systemische Infektionen sollte dringend ein*e Ärzt*in aufgesucht werden. In der Regel wird ein Abstrich gemäß den ärztlichen Empfehlungen entnommen und ggf. eine geeignete Wundspüllösung verwendet. Eine Antibiotikatherapie ist indiziert und sollte sofort begonnen und bis zum Vorliegen der Kulturergebnisse angepasst werden.6

Eine kontinuierliche, genaue und ganzheitliche Beurteilung des*der Patient*in und der Wunde ist für eine effektive Wundbehandlung unerlässlich.3

Zur Unterstützung des Infektionsmanagements können antimikrobielle Wundauflagen verwendet werden. Besonders geeignet sind Wundauflagen mit Sorbact Technology, wie z. B. Cutimed Sorbact6:

  • Diese Wundauflagen bieten einen effektiven Ansatz zur Behandlung chronischer Wunden mit zunehmender bakterieller Belastung. Das einzigartige, physikalisches Wirkprinzip zur Reduktion der Keimlast ist klinisch nachgewiesen, sodass keine bakterielle oder pilzliche Resistenz zu erwarten ist.
  • Cutimed Sorbact ist ein DACC-beschichteter Wundverband. Bakterien und Pilze werden irreversibel gebunden, in ihrem Wachstum gehemmt und bei jedem Verbandwechsel sicher entfernt. Cutimed Sorbact bindet auch Endotoxine, die die Wundheilung beeinträchtigen können.
  • Diese Wundauflagen können zum Infektionsmanagement bei kontaminierten, kolonisierten oder infizierten Wunden, aber auch prophylaktisch bei sauberen Wunden eingesetzt werden.
  • Cutimed Sorbact  ist für alle Wundtypen in allen Stadien geeignet und kann über einen längeren Zeitraum angewendet werden.*
  • Die Anwendung von antimikrobiellen Wundauflagen mit Wirkstoffen wie z. B. Silber sollte nach zwei Wochen überprüft werden. Nach dieser Zeit sollte die Wirksamkeit beurteilt und die Behandlung gegebenenfalls angepasst werden.7

Haftungsausschluss

* Dieser Artikel ist als Informationshilfe für klinische Entscheidungen gedacht und stellt keine medizinische Beratung dar. Ausführliche Informationen über das Produkt, einschließlich Indikationen, Kontraindikationen, Wirkungen, Vorsichtsmaßnahmen und Warnhinweise sind in der Gebrauchsanweisung des Produkts enthalten. Im Zweifelsfall sollte eine medizinische Fachperson konsultiert werden.

Referenzen

  1. Bowers S & Franco E. Chronic Wounds: Evaluation and Management. Am Fam Physician. 2020; 101(3):159-166.
  2. Järbrink K, et al. The humanistic and economic burden of chronic wounds: a protocol for a systematic review. Syst Rev. 2017; 6(1):15.
  3. International Wound Infection Institute (IWII) Wound infection in clinical practice. Wounds International. 2022.
  4. Murphy C, et al. International consensus document. Defying hard-to-heal wounds with an early antibiofilm intervention strategy: wound hygiene. J Wound Care. 2020; 29(Suppl 3b):S1–28.
  5. World Health Organization (WHO). Hand Hygiene Technical Reference Manual. WHO. 2009; Zugriff am 4. November 2022 Weiterlesen
  6. Best Practice Statement: Antimicrobial stewardship strategies for wound management. Wounds UK, London. 2020.
  7. International consensus. Appropriate use of silver dressings in wounds. An expert working group consensus. London: Wounds International. 2012.

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